Page 11 - SparBau-Mag_01-2024
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Drei Podiumsdiskussionen beleuchteten beim Frühjahrs- empfang die aktuellen Herausfor- derungen des Wohnungsmarktes:
städtische Standortstrategie und die Gesamtentwicklung der Stadt Dortmund disku- tiert. Stefan Szuggat be- tonte die zentrale Rolle, die bezahlbarer Wohnraum für die soziale Integration und das Zusammenleben unter- schiedlicher Bevölkerungs- gruppen in einer Stadt spielt. Klaus Graniki betonte, wie entscheidend bezahlbarer Wohnraum für die Attrak- tivität und Wettbewerbs- fähigkeit einer Stadt sei, um qualifizierte Arbeitskräfte zu binden. Die Reduzierung von Bauvorschriften sei dabei ein wichtiger Hebel, um Unter- nehmen zu entlasten und Baukosten zu senken. Stan- dards müssten gesenkt und Verfahren vereinfacht wer- den, um neuen und bezahl- baren Wohnraum zu schaf- fen. Daniel Sieveke betonte, dass die Wohnungswirtschaft ein wichtiger Partner sei,
um den Spagat zwischen bezahlbarem Wohnraum und Klimaneutralität zu schaffen. Das Land NRW unterstützt diese Bemühungen intensiv durch passgenaue Förderpro- gramme. Die Länder arbeiten derzeit eng zusammen, um bürokratische Hürden ab- zubauen und Bauprozesse effizienter zu gestalten.
Ergänzt wurden die Diskus- sionen durch einen Impuls- vortrag von Prof. Dr. Jörg Knieling von der HafenCity Universität Hamburg. In seinem Vortrag skizzierte er die Herausforderungen und Handlungsansätze, die sich für die Wohnungswirtschaft im Bereich der Klimafolgen- anpassung ergeben. Sowohl die Ertüchtigung der Bestän- de für Extremwetterereig- nisse wie Starkregen und Hitze als auch die Bedeutung von naturnahen Lösungen im Quartier seien für ein attrak- tives Wohnumfeld wichtig.
Heike Heim, Vorstands- vorsitzende, DSW21
Energiewende und bezahl- bares Wohnen – ein Wider- spruch?
Die Diskussion, an der Anja Laubrock (Leiterin des Amtes für Wohnen der Stadt Dort- mund), Detlef Raphael (Vor- sitzender des Klimabeirats Dortmund) und Haluk Serhat (Vorstandsmitglied ADW und Geschäftsführer von Viva- west) teilnahmen, behandelte die vielfältigen Herausforde- rungen und Chancen, die sich im Kontext der Energiewende für bezahlbares Wohnen ergeben. Fragen der Finan- zierung und Umsetzbarkeit solcher Maßnahmen wurden diskutiert, insbesondere vor dem Hintergrund, dass be- zahlbarer Wohnraum für eine breite Bevölkerungsschicht zugänglich bleiben muss. Ins- gesamt wurde deutlich, dass nur ganzheitliche, quartiers- bezogene Lösungen und hohe finanzielle Mittel durch öffentliche Förderprogramme eine sozialverträgliche Ener- giewende ermöglichen kön- nen. Zudem sollte zuerst dort angesetzt werden, wo die CO2-Einsparung den größten Effekt hat: bei der Wärme- versorgung der Gebäude. Grundlage dafür ist eine gezielte Zusammenarbeit zwi- schen öffentlichen Institutio- nen, Wohnungsunternehmen und der Zivilgesellschaft, um diese nachhaltigen Lösungen zu finden.
Wie kann die Dekarbonisie- rung der Wohnungsbestän- de in Dortmund gelingen? Die Teilnehmer:innen waren sich einig, dass eine intensive Reduzierung des CO2-Fuß- abdrucks die dringendste Notwendigkeit ist, um den
Klimawandel einzudämmen und Umweltbelastungen zu reduzieren. Peter Flosbach (Technischer Geschäftsfüh- rer der DEW21) brachte die Perspektive der Energiever- sorger ein und erläuterte, wie DEW21 durch den Ausbau erneuerbarer Energien und grüner Fernwärme ihren Beitrag zur Dekarbonisierung leistet. Franz-Bernd Große- Wilde (Vorstandsvorsitzender der ADW und von SPARBAU) betonte die Wichtigkeit einer verlässlichen Planung seitens der Stadt und des Energie- versorgers, um gemeinsam effektive Strategien für den Einsatz der Investitionsmittel zu entwickeln. Heike Heim (Vorstandsvorsitzende der DSW21) betonte, dass Nach- haltigkeit nicht zum Nulltarif zu haben sei. Jeder Euro könne nur einmal investiert werden, um sowohl die De- karbonisierung als auch die damit verbundene Mobilitäts- wende voranzutreiben.
Bezahlbares Wohnen als Baustein zur Sicherung und Entwicklung von Standort- qualitäten?
In der abschließenden Podiumsdiskussion zwischen Daniel Sieveke (Staatsse- kretär im Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung NRW), Stefan Szuggat (Beigeordne- ter für Umwelt, Planen und Wohnen der Stadt Dort- mund), Alexander Rychter (Verbandsdirektor des VdW Rheinland Westfalen) und Klaus Graniki (Vorstand ADW und Geschäftsführer der DOGEWO21) wurden die vielfältigen Auswirkungen des bezahlbaren Wohnens auf die
Peter Flosbach, Technischer Geschäfts- führer, DEW21
Detlef Raphael, Vorsitzender des Klimabeirats der Stadt Dortmund
»Die Stadt Dortmund will bis 2035 klimaneutral sein und dabei die Stadtge- sellschaft einbinden. Der Klimabeirat der Stadt Dort- mund ist dafür ein wichti- ger Baustein. Sein Fokus liegt u. a. auf der nachhal- tigen Wärmeversorgung im Gebäudebereich. Daher ist die Mitwirkung von Expert:innen im Klimabei- rat aus allen Bereichen der Stadtgesellschaft, insbe- sondere auch der Immobi- lienwirtschaft, wichtig.«
WOHNUNGSWIRTSCHAFT 11